Digitalisierung der Gewässerschau bei der Stadtentwässerung Reutlingen

Die gesetzliche Vorgabe der Gewässerschau verursacht enorme Aufwände, die nur zu einem Teil aus der eigentlichen Begehung bestehen. Der Gesamtprozess von der Planung über die Dokumentation bis hin zur Auswertung der Begehungen beinhaltet bisher erhebliche Anteile an händischer Arbeit.

Schon deshalb ist die Digitalisierung gerade in Bezug auf den Prozess „Gewässerschau“ nicht Selbstzweck oder Modeerscheinung. Mit wachsenden Aufgaben müssen die Erfassung und die Dokumentation der Begehung mit den dabei festgestellten Mängeln effizient durchgeführt werden können. Die erfassten Daten müssen schnell und automatisiert zur Auswertung und weiteren Veranlassung zur Mängelbehebung bereitstehen. Ziel ist eine schnelle Vorsorge, um zum Beispiel Abflusshindernisse beim nächsten Starkregen nicht zum Grund für Überschwemmungen werden zu lassen.

Um die Digitalisierung der Gewässerschau effektiv durchführen zu können, stützt sich die Stadtentwässerung Reutlingen auf bewährte Softwarestrukturen aus dem Kanalbetrieb. Vorlagen hierzu sind die Gitterreinigung an den Anfangspunkten von Verrohrungen und die Kontrolle der Auslässe des Kanalnetzes in die Vorflutgewässer. Die Gitterreinigung und die Auslasskontrolle werden über das Betriebsführungssystem unter novaKANDIS der Firma CADMAP Consulting Ingenieurgesellschaft mbH koordiniert, dokumentiert und ausgewertet. Die eigentliche Erfassung der Arbeiten und Mängel erfolgt vor Ort über eine online angebundene KANDIS App. Dadurch stehen den Mitarbeitern der Stadtentwässerung alle notwendigen Informationen unmittelbar zur Verfügung und die Dokumentation erfolgt ohne manuelle Datenübertragung oder Nacharbeit in die zentrale Datenbank des Betriebsführungssystems zur weiteren Auswertung.

Dieses Betriebsführungssystem kommt nun auch für die Gewässerschau zum Einsatz. Mittels der KANDIS App werden alle Daten prozessorientiert zur Erfassung des momentanen Zustands der Gewässer und der Gewässerufer auf Tablets präsentiert. Die Mitarbeiter haben im Rahmen der Gewässerschau die Möglichkeit, die Sachstände zu erfassen und zur Auswertung im Büro weiterzuleiten. Die Beobachtungen bei der Begehung werden direkt auf dem Tablet als Skizze eingezeichnet und eine automatische Zuordnung zu Flurstücken durchgeführt.

In novaKANDIS werden die vor Ort erfassten Daten und weitere Informationen in einem Bericht automatisiert zusammengefasst: Die Flurstücksnummer, der/die Eigentümer, die Mängel, ein Lageplan mit dem markierten Flurstück und die Fotos. Früher musste dieser Bericht von Hand in einer Textverarbeitung mit großem Zeitaufwand aufbereitet werden. Dank der Digitalisierung des Prozesses wird die Nachbereitung deutlich erleichtert und die Kontaktaufnahme mit den Verursachern kann schneller erfolgen, um eine Behebung der Beeinträchtigungen des Gewässerverlaufs zu veranlassen.